von Lubo » Mo 6. Nov 2023, 23:22
Hallo zusammen,
ich möchte auch meinen Senf dazugeben. Zunächst einmal versuche ich die Weltlage etwas übergeordneter zu betrachten, und dann realpolitisch, und dann bezogen auf Celtic. Zu wirklich weiterführenden Erkenntnissen bin ich trotz vieler Überlegungen und Diskussionen nicht gekommen. Ich freue mich über jeden Kommentar. Gollum, Du darfst mich auch in historischer Hinsicht gerne korrigieren.
Generelle Frage
Egal welcher Konflikt, wer leidet, ist das Volk. Wieso hat das Volk immer wieder das Bedürfnis, den größten Narzissten hinterherzulaufen und sich von ihnen manipulieren zu lassen? Aus Angst vor anderen Völkern? Aus dem Bedürfnis heraus, einer mächtigen Nation anzugehören oder gar andere Völker zu unterjochen?
Glaubt man der Evolutionstheorie müsste der Mensch das Bedürfnis haben, einem Alpha-Tier hinterherzulaufen, das geistige Reife und Weisheit ausstrahlt und ausgleichend Wohlergehen für alle fördert. In der Realität läuft der Mensch lieber einem psychisch auffälligen, hasserfüllten Zeitgenossen hinterher, um ihn nach lauter und wiederholter Vorwarnung mit in den Abgrund zu begleiten.
Woher kommt dieser Frust, der in einer endlosen Spirale endet? Wer hat etwas davon, dass diese Spirale niemals endet? Das Volk? - Das macht keinen Sinn. Wieso kann sich der Mensch der ständigen Ablenkung und Beeinflussung nicht entziehen, um im Frieden mit sich selbst und anderen zu leben?
Politik Nahost
Ich habe mir mittlerweile viele Dokus angeschaut, lese aktuell ein Geschichtsmagazin zum Thema, habe mit Arabern, mit Israelis, und mit intelligenten Deutschen geredet. Wo man die Schuld sieht, hängt natürlich davon ab, wo man anfängt zu zählen... Vor 2000 Jahren, als die Juden aus ihrem Land vertrieben wurden, in das sie nach der Gefangenschaft in Ägypten zurückgekehrt waren? Oder startend vor 70 Jahren, als die Juden "offensiv" Land in Anspruch genommen haben, und viele Palästinenser vertrieben haben?
Jeder hat Argumente auf seiner Seite, vieles klingt plausibel. Dass die Israelis Extremisten im Westjordanland ansiedeln und wüten lassen, dass Palästinenser dort kaum Rechte haben, ist ein großes Unrecht. Ebenso die Bedrohung der Israelis durch Raketen aus benachbarten Ländern, die ihnen das Existenzrecht absprechen. Der Angriff der Hamas, Jagd auf möglichst viele wehrlose Menschen, egal wie alt oder welcher Gesinnung, ist ein kaum zu beschreibender bestialischer Akt und eine neue Dimension. Ebenso das Vorgehen, wehrlose Landsleute und Kinder als Schutzschild zu missbrauchen. Was haben die Israelis jetzt für eine andere Möglichkeit, diese Bedrohung in den Griff zu bekommen? Diese Spirale hat soviel Tempo aufgenommen, da kann anscheinend keiner mehr abspringen. Wahnsinn.
Am schlimmsten sind für mich diejenigen, die diesen Konflikt von außen anheizen und selbst auf ihrem warmen Sofa sitzen. Die Waffen dahin schicken und Hassprediger bezahlen, denen aber der Wohlstand und jegliches Wohlergehen der Palästinenser völlig egal sind, oder die sogar von deren Leid politisch profitieren.
"Zweifelhaft" finde ich auch das Verhalten von einigen hier, die vor der Verfolgung zu uns geflüchtet sind um dann anderen hier das Leben zur Hölle zu machen. Oder die Fahnen schwenken und Kuchen verteilen, wenn woanders Menschen massakriert oder in alle Einzelteile gesprengt wurden. Es gibt jüdische Sportvereine, die können nur noch mit Sicherheitspersonal Sport treiben. Mir fehlen die Worte, wie weit es in "unserem" Land (wenn es das überhaupt ist oder jemals war) gekommen ist.
Wenn man sich kurz vorstellt, man wäre ein Jude. Würde man sich in einer deutschen Stadt noch trauen, dies selbstbewusst zu zeigen? Sorry, aber dieser Zustand ist eine Schande für eine freiheitliche Demokratie, in einem Land, in dem sonst jeder noch so durchgeknallte Freak seine Fantasien und Theorien ausbreiten kann.
Politik Ukraine
Auch hier ist der Ursprung des Konfliktes nicht einfach anzugeben. Die Ukrainer, auch im Osten, wollten nicht zu Russland gehören. Auf der anderen Seite hat der Westen in Osteuropa in arroganter Art und Weise Tatsachen geschaffen und Sicherheitsinteressen Russlands missachtet. Und natürlich hatte die USA nie ein Interesse daran, dass die technische Intelligenz Deutschlands und der Rohstoffreichtum Russlands zusammenkommen. Rechtfertigt das einen Angriffskrieg? - Niemals! Auch das ist eine völlig neue Dimension, Butscha dann die nächste. Putin hat sich über mehrere Kriege und politische Morde radikalisiert.
Seine Gefolgsleute drohen Deutschland offen mit einem Atomschlag. Und hier laufen wirklich "völlig objektive" Leute herum, die Sympathien äußern und sein Vorgehen verteidigen. Auch hier hat die Spirale an Fahrt aufgenommen und anscheinend kann keiner mehr abspringen.
Politik Deutschlands
Die Welt läuft offensichtlich auf einen großen Konflikt zwischen den freiheitlichen Demokratien und den Diktaturen zu, angeführt von der USA auf der einen und China auf der anderen Seite. Historiker sehen Parallelen zu der Zeit vor dem 1. Weltkrieg (damals Großbritannien als alteingesessene und das Deutsche Reich als aufstrebende Weltmacht).
Was hat die Bundesregierung für eine andere Möglichkeit, als sich klar auf eine Seite zu stellen?
Europäisch denken und eine eigene Politik vertreten?
In einer Union mit vielen angeschlagenen Staaten, die gerade eine enorme FlĂĽchlingswelle meistern muss und offensichtlich nicht zusammenpasst?
Eine Union, die einige Staaten rein als Geldautomaten betrachten, in der einige Staaten selbst diktatorische Tendenzen aufweisen oder an schlechten Tagen sogar Reperationszahlungen von Deutschland verlangen?
Eine Union, die sich in ihrem Regulierungswahn zu einem nicht steuerbarem, umhertreibenden Dampfer entwickelt.
Was hat man für Möglichkeiten?
1. Man hängt sich an die USA und hofft, dass Biden wiedergewählt wird.
2. Man versucht neue, zuverlässige Partner zu finden, Länder, die wirtschaftlich, wertemäßig und politisch besser zusammenpassen? Auch wenn ich mir hier keine Freunde mache, zähle ich da auch Großbritannien dazu. Und baut dann alle Denkblockaden ab, und denkt vielleicht sogar über einen gemeinsamen Staat nach. Auch wenn das aktuell noch skurril klingt.
Hat man überhaupt andere Möglichkeiten? Deutschland alleine wird von Ländern wie China, Indien, Brasilien überholt werden, und dann irgendwann auch keine Werte mehr vertreten können.
Celtic Park
Von mir aus kann im Celtic Park jeder Fahnen schwenken, wie er will. Aber direkt nach einem solchen Terrorakt auf ein Herkunftsland eines Spielers Sympathien mit Mördern zu bekunden, da ist eine Grenze weit überschritten.
Wie hier schon einmal geschrieben, ich bin seit vielen Jahren Celtic-Fan. Aber bei diesem Anblick habe ich mich wirklich dafür geschämt.
Martin O'Neill - Legend!