von wakes_green » Fr 12. Dez 2014, 16:07
Noch ein paar Sachen, die erzählenswert sind von Zagreb:
- Es war ja fast ein Geisterspiel auf Heimseite, vielleicht 2.000 Zuschauer dort (wie auch bei uns), war wohl eine Boykottaktion gegen das Dinamo-Management. Schade, die berühmt-berüchtigten Bad Blue Boys hätte ich ja gerne einmal live gehört. Aber nix, keine Fantrikots, keine Banner, auch in der Innenstadt nichts zu sehen.
- Gegen Mitte der 1. Halbzeit stürmten ca. 60 Polizisten von zwei Seiten den Gästeblock, es kam zu Handgemengen am unteren Rand. Auslöser könnte ein(!) Bengalo gewesen sein. Ob jemand festgenommen wurde, konnte ich von oben nicht sehen. Die kroatischen Polizisten sehen aus, wie man sich so paramilitärische Sondereinheiten vorstellt, sehr martialisch und unangenehm.
- Das Stadion Maksimir ist ein Hochsicherheitstrakt.
- Im kroatischen Fernsehen kam ein Nachbericht, der mehrere Schiri-Fehlentscheidungen zu unseren Gunsten nachwies: Der allererste, nicht anerkannte Treffer von Dinamo (beim Stand von 0:0) war regulär, weil der Ball zuletzt von Izaguirre gespielt wurde, was das gepfiffene Abseits eigentlich aufgehoben hat. Vor dem 1:1 von Commons war ein Spieler von uns minimal im Abseits. Und gegen Ende hätte es einen Elfmeter für Dinamo geben müssen, wg. Foul von Fisher fast an der Torauslinie.
- Matthews hatte ja einen rabenschwarzen Tag. Auch Ambrose ist wirklich nicht mehr lange tragbar. Ich bin froh, wenn Denayer und Lustig wieder dabei sind.
Zwiespältig fand ich die kroatische Gesellschaft (wobei das natürlich nur ein erster, oberflächlicher Eindruck ist): auf der einen Seite eine moderne, fast westeuropäische Stadt mit sehr gastfreundlichen, offenen Bewohnern (die fast alle Englisch können, viele davon fließend). Auf der anderen Seite ein offenbar sehr tief sitzender konservativer Katholizismus (bei meiner Ankunft sammelten sich gerade auf dem Hauptplatz bestimmt 1000 Demonstranten, alle mit schwarzen T-Shirts mit Kreuz vorne drauf, die sich - im TV zu sehen - später zu einem riesigen Kreuz formierten, eine gespenstische Szene) und ein militärisch-martialisches Verhalten.
Nunn denn, vielleicht haben wir ja Losglück am Montag und legen dann zwei Superspiele hin, auf jeden Fall reicht die Leistung von gestern hinten und vorne nicht fürs Achtelfinale.
Against the famine and the crown